In Horgau entsteht bezahlbarer Wohnraum für Menschen mit und ohne Behinderung. Im Dezember sollen die ersten Mieter einziehen können.
Es ist eine riesige Baustelle an der Greutstraße in Horgau. Ein großes neues Wohnprojekt entsteht hier. Das Besondere:
Menschen mit und ohne Behinderung sollen hier künftig miteinander leben. Im Dezember soll der erste Bauabschnitt abgeschlossen sein, dann kann eingezogen werden. 43 Wohnungen sollen dann in den vier neuen Häusern an der Greuterstraße bezogen werden. Eines davon trägt den Namen Trauminsel.
Elke Klein ist die Initiatorin des Projektes. 2009 haben sich darin Eltern aus der Region zusammengeschlossen. Ihre erwachsenen Söhne und Töchter sind alle schwerstbehindert und brauchen eine 24-Stunden-Assistenzpflege. Ihr Wunsch: Ihre Kinder sollen nicht im Heim leben. Doch das ist nicht einfach. Klein sagt: „Hinter uns liegt ein langer Weg.“ Seit Jahren schon sei sie auf der Suche gewesen nach einem geeigneten Standort und Investoren für das Wohnprojekt Trauminsel. Möglichkeiten haben sich ergeben und zerschlagen. Doch nun steht bereits der Rohbau für das neue Haus in Horgau. Elf Wohnungen sollen dort im Dezember bezogen werden. Sieben Wohnungen sind für Menschen mit Behinderung vorgesehen, vier für Menschen ohne Behinderung. „Es wird modern und offen“, sagt Elke Klein. Im Obergeschoss sollen zwei Appartements entstehen, im ersten Stock fünf kleinere Wohnungen. Im Erdgeschoss soll es zwei Wohngemeinschaften geben. Dazu einen Aufenthaltsraum mit Küche und Sofa.
Auch Elke Kleins erwachsene Tochter Rebecca wird im Dezember in das neue Haus in Horgau ziehen. Die 39-Jährige ist Autistin und auf Hilfe angewiesen. Über zehn Jahre lang habe sie in einem Heim gelebt, erzählt die Mutter. „Da will sie auf keinen Fall wieder hin.“ Eine eigene Wohnung ist ihr wichtig. Aufstehen wann man möchte, kochen worauf man Lust hat – es sind die kleinen Dinge im Leben, die in einem Heim nicht selbstverständlich sind. In der Trauminsel müssen Menschen mit Behinderung nicht auf diese Freiheiten verzichten, erklärt Klein. Auch, wenn sie auf Hilfe angewiesen sind. Unterstützt wird Rebecca von der 54-Jährigen Sabine Müller. Sie ist die Assistentin von Rebecca. Zusammen mit der Autistin wird sie im Dezember auf das Gelände in Horgau ziehen.
Stiftung St. Johannes ist Teil des Projekts
Teil des Projektes ist auch die Stiftung St. Johannes, die sich um die Betreuung kümmern wird. Für sie ist ein Büro in der neuen Trauminsel vorgelesen. Je nach Bedarf der Bewohner können sie so rund um die Uhr unterstützt werden.
Das Haus ist nur eines von mehreren auf dem Gelände in Horgau. Das gesamte Wohnprojekt namens Lebenswiese soll bis zur Fertigstellung 85 Wohneinheiten umfassen. Einziehen können dort nur Menschen mit einem Berechtigungsschein, erklärt Bauunternehmer Markus Deurer. Die Berechtigung richte sich nach der Höhe des Einkommens. Wer mehr als 70000 Euro im Jahr verdiene, komme nicht in Frage. Im zweiten Bauabschnitt sollen später auch frei finanzierte Wohnungen entstehen. Das Trauminsel-Projekt ist für Deurer etwas Besonderes: „Ich denke, das ist die Zukunft.“ Nur wo Menschen mit und ohne Behinderung zusammenleben, könne Inklusion funktionieren.
In der Gemeinde gab es auch Bürger, die gegen das Baugebiet protestierten. Sie fürchteten, dass die Häuser zu hoch werden und dass der Komplex nicht zum Ort passe. Schließlich kam es zum Bürgerentscheid, bei dem knapp 80 Prozent der Horgauer für das Wohnprojekt stimmten.
Mehr Informationen zum Verein "Trauminsel" finden Sie auch im Internet unter www.trauminsel47drei.de oder unter 0821/99875348.